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Neuigkeiten bei ARBON:

Juli 2020

Es leiden immer die Bäume

 

Bei einem Verkehrsunfall leiden auch die Bäume. So in einer regnerischen Samstag Nacht im Juli 2020, als ein blutiger Fahranfänger mit einem ausgeliehenen, fast 600 PS-starken AMG-Mecedes seiner Freundin zeigen wollte, was er fahrerisch so drauf hat. Und innerorts auf schnurgerader Straße mit mindestens 100 km/h endgültig die Kontrolle über den Boliden verlor, eine Baustelle neben der Gegenfahrbahn abräumte und schwungvoll am Stammfuß einer etwa 80 Jahre alten Linde zum Stehen kam. Beide jungen Leute haben die Aktion zum Glück überlebt, wurden aber schwer verletzt.

 

Von dem unschuldigsten Teilnehmer am Unfallgeschehen steht das jedoch noch nicht fest. Etwa die Hälfte des Stammumfangs der Linde ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Teils war die Rinde vom Hölzkörper abgelöst und hing noch am Baum; -das war ein Glücksfall. An anderen Stellen lag der Holzkörper zwar frei, hatte aber keine Verletzungen erlitten. Am Schlimmsten waren die Zonen betroffen, wo die Verletzung der Oberfläche des Stamms tiefer reicht. Hier ist das Kambium zerstört und dem Baum eine Selbstreparatur unmöglich.


In einer Sofort-Maßnahme am nächsten Werktag wurde die im Unfall abgelöste Rinde und der bloß liegende Holzkörper mit Wasser und einem Pflanzenstärkungsmittel befeuchtet und die verbliebenen Glas- und Plastiksplitter aus dem Wundbereich entfernt. Denn ein Baum kann noch lebende Rindenbereiche wieder anwachsen lassen, wenn sie kraftschlüssig aufliegen und der Holzkörper selbst nicht beschädigt ist. Deshalb wurden in einem zweiten Schritt - wie bei einem Puzzle – zuerst die nur abgelösten Rindenstücke an ihrem ursprünglichen Wuchsort mit Nägelchen befestigt, später auch die abgerissenen Rindenfetzen eingefügt, soweit ihre Herkunft noch erkennbar war. Einige Stücke sind im Unfall zerquetscht worden oder bei der Bergung verloren gegangen und fehlten deshalb im Puzzle. Andererseits kann auf den beschädigten Bereichen, wo die Holzoberfläche verletzt ist, keine Rinde mehr anwachsen, so dass genügend Material zur Wundversorgung zur Verfügung stand.


Im Ende waren fast alle intakten Flächen, die „nur“ entrindet worden sind, wieder mit ihrer zugehörigen Rinde abgedeckt oder mit einem „Implantat“ versorgt. Jeder Quadratzentimeter der reparierten Rinde lag am Ende der „Not-OP“ entweder dank genauer Passform schlüssig auf dem Holzkörper auf, oder die Rinde wurde mit Nägelchen fixiert.

Zum Abschluss der Operation kam nochmal eine satte Ladung Wasser und Pflanzenstärkungsmittel über die gesamte Wundfläche, bevor der Stammfuß gegen Austrocknen der Wundfläche mit Stretchfolie umwickelt wurde. Da die Kambiumzellen sehr empfindlich auf UV-Licht reagieren, habe ich zu guter letzt eine Lage undurchsichtige Silofolie um den Stamm gewickelt. Jetzt muss die Zukunft zeigen, ob die Raserei des Bengels ein weiteres Opfer fordert, oder ob die Linde die Chance nutzen kann. Wächst die Rinde wieder an, muss der Baum „nur“ die Flächen versorgen, wo der Holzkörper verletzt wurde. Funktioniert der Rettungsversuch nicht und die beschädigte Rinde stirbt ab, muss der Baum in wenigen Jahren gefällt werden, weil er die riesige Wunde nicht wird ausheilen können.

Vielen Dank an den Vermieter des AMG-Mercedes, der für 1000 Euro Kaution und 350 Euro Tagesmiete einem an Selbstüberschätzung leidenden Bengel die Mittel verschafft, sich selbst, seiner Freundin, jedem ihm zufällig Begegnenden und einem wertvollen Stadtbaum das Leben zu nehmen.

02.03.2017


Unsere Arbeit wurde jetzt auch in der WAZ gewürdigt:

Schönheitskur für den Garten von Gut Rödinghausen

"Der Ast ist ziemlich hohl, komplett durchgefault. Nur noch die Rinde hielt die Struktur zusammen. Thomas Bette wird sich das Stück sozusagen zur Erinnerung mit nach Hauses nehmen. Seine Firma Arbon hat den Park von Gut Rödinghausen in Lendringsen im wahrsten Sinne des Wortes durchforstet..."

01.08.2016 - 19:31

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